Hochsensibilität

Der Bereich der Hochsensibilität wird bereits seit über 100 Jahren erforscht. Im Jahr 1997 veröffentlichte Dr. Elaine Aron gemeinsam mit ihrem Ehemann Dr. Art Aron eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel "Sensory - Processing Sensitivity and its realtion to introversion and emotionality." Dr. Elaine Aron kann somit als die Begründerin der Hochsensibilität angesehen werden.
Ihre Bücher wie unter anderem "The highly sensitive person" erlangten auch dank Übersetzung im deutschen Sprachraum große Bekanntheit sowie Beliebtheit und haben sich als Standardwerke in der Literatur etabliert.
Unterschiedliche Studien konnten zeigen, dass etwa 15-20% der Gesamtbevölkerung hochsensibel sind. Die Geschlechterverteilung liegt hierbei ziemlich genau bei der Hälfte.
Was bedeutet Hochsensibilität?
Hochsensbilität wird als ein angeborenes fundamentales Persönlichkeitsmerksmal definiert. Darunter ist eine erhöhte Informationsaufnahme und eine damit verbundene erhöhte bzw. komplexere Informationsverarbeitung durch unser Nervensystem und Gehirn gemeint.
und jetzt bitte einmal auf Deutsch ...
Hochsensible Menschen haben sehr feine "Antennen". Sie nehmen vermehrt Feinheiten und Details wahr und verarbeiten diese Informationen unbewusst gründlicher und tiefer.
Dr. Elaine Aron hat vier Merkmale definiert, die in unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden sein müssen, damit Hochsensibilität vorliegt.
Gründliche Verarbeitung von Informationen
Aufgrund der Aufnahme von vielen bewussten, teilbewussten und unbewussten Reizen wird auch schneller die Grenze zur Überreizung erreicht. Dies hat die Folge, dass sich hochsensible Menschen häufig schneller erschöpft fühlen und sich vermehrt nach Ruhe und Auszeiten sehnen.
Rasche Übererregbarkeit
Da es schneller zu einer Überreizung kommt ist auch die Frustrationstoleranz in der Regel geringer als bei nicht hochsensiblen Menschen.
Emotionale Intensität
Weiters erleben hochsensible Personen (kurz HSP = highly sensitive person) eine intensive Gefühlswelt. An dieser Stelle ist es wichtig zu unterscheiden, dass ca. 70% der hochsensiblen Menschen eine unglaubliche Empathiefähigkeit aufweisen, die anderen 30% jedoch häufig Probleme haben, sich auf andere Menschen mental einzulassen.
Ein Großteil der Hochsensiblen ist leichter zu Tränen gerüht, unabhängig davon ob es sich um Tränen der Freude, der Trauer, der Dankbarkeit oder der Erleichterung handelt. Viele reagieren auch "verstört" auf gewalttätige Filme, Nachrichten oder Themen wie Ungerechtigkeiten, Mobbing und beunruhigende Ereignisse.
Das Musikhören wird meistens als sehr schön und intensiv wahrgenommen und eignet sich dadurch hervorragend als Medium der Entspannung.
Dies zweite Gruppe der Hochsensiblen wirkt hingegen oft gefühlskalt und weist wenig Fähigkeit zur Empathie auf. Dies zeigt sich in der Regel auch im Alltag bei der zwischenmenschlichen Kommunikation und dem Familienleben. Sehr oft wird dieses Verhalten auch fehlinterpretiert und vor allem in den jungen Jahren führt dies zu auffälligen negativen Verhaltensweisen. Im Laufe des Erwachsenwerdens lernen viele von ihnen sich richtig anzupassen und sich in der Gesellschaft einzuordnen. Dies erfordert von Betroffenen viel Kraft und ist häufig auch mit vielen "Stolpersteinen" verbunden.
Sensorische Empfindlichkeit
Hochsensible Menschen haben auch ein besonderes Empfinden bei den fünf Sinnen. Bei den meisten ist zumindest ein Wahrnehmungssinn besonders ausgeprägt und gut entwickelt.
Das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensibilität führt dazu, dass die Menschen eine höhere Geräuschempfindlichkeit vorweisen. Weiters lässt sich auch eine deutliche Lichtempfindlichkeit erkennen, welche durch eine indirekte Beleuchtung oder einen Dimmerschalter gut unterstützt werden kann.
Ein sehr weit verbreitetes und bekanntes Problem ist die taktile Empfindlichkeit. Vor allem Kinder leiden sehr häufig unter bestimmten "kratzenden" Stoffen, Etiketten bei der Kleidung, zu engen Socken, Strumpfhosen und unter engem nassen oder feuchtem Gewand.
Auch die überhöhte Empfindlichkeit beim Duschen und Nägel schneiden ist vielen Eltern ein Begriff.
Wichtig zu wissen
Bei Hochsensibilität handelt es sich weder um eine Krankheit noch eine psychische Störung. Es ist lediglich ein Persönlichkeitsmerkmal mit dem es sich gut leben lässt, wenn man weiß wie man damit umzugehen hat!